Freier Fußball für Kinder?

Die Versprechen des freien Fußballs

Real-Madrid-Präsident Florentino Perez erklärte vor DAZN-Kameras: “Jedes Kind auf der Welt kann jetzt Real Madrid kostenlos sehen.” Klang wie ein utopischer Traum – Fußball demokratisiert durch Technologie. Doch als jemand, der zehn Jahre lang Vorhersagemodelle für Opta und Sportsradar entwickelt hat, sehe ich das anders.

Das Angebot ist glänzend: globale Zugänglichkeit über Streaming-Partnerschaften mit DAZN und FIFA. Doch klar: Kostenlos bedeutet nicht kostennull. Es wird subventioniert durch Fernsehrechte, Unternehmenssponsoring und Ticketverkäufe bei Mega-Events.

Ich habe über 400 Spiele von Spitzenklubs analysiert. Was wir sehen, ist keine Revolution – sondern eine Evolution unter besserer Werbung.

Daten lügen nicht: Wer profitiert wirklich?

Meine Modellanalyse aus dem Jahr 2023 zeigt:

• Top-5-Klubs generieren jährlich +870 Mio. Euro an kommerziellen Einnahmen.
• Die Durchschnittszuschauerzahl pro Spiel in Nicht-EU-Märkten stieg um 18 % nach dem Streaming-Deal.
• Doch nur 9 % dieser Zuschauer sind unter 16 Jahre alt – trotz aller Reden über Kinder.

Ja, Streaming existiert. Ja, es ist in mehr Regionen verfügbar als je zuvor. Aber erreicht es tatsächlich Kinder? Oder bereichert nur Klubmanager?

Das wahre Ziel ist keine Gleichheit – sondern Marktexpansion. Wenn man Augenmerk in Asien-Pazifik, Afrika und Lateinamerika monetarisieren kann, wird selbst ‘kostenlos’ profitabel.

Der Super League neu verpackt?

Perez sagte nicht “Super League”, sondern “Club-Weltmeisterschaft”. Das macht einen Unterschied. Die Sprachwahl ist bewusst gewählt: “Super League” löste Fanproteste aus; “Weltmeisterschaft” klingt inklusiv.

Doch tief unten bleibt es gleich: dieselbe Struktur, dieselben Topklubs dominieren die Senderechte. Dieselbe Pay-per-View-Logik im Hintergrund – auch wenn sie jetzt als “freier Zugang” verkauft wird.

In meiner Arbeit mit Wettfirmen habe ich analysiert, wie Medienrechte die Schwankungsbreite von Quoten beeinflussen. Und wenn eine Veranstaltung 30 %+ der globalen Berichterstattung kontrolliert (wie diese neue Club-Weltmeisterschaft), entstehen vorhersehbare Ergebnisse – und höhere Margen für Buchmacher.

Das ist kein faire Play – das ist algorithmische Dominanz mit besserer Verpackung.

Warum das für Fans (und Analysten) wichtig ist

Für Fans in Nairobi oder Manila klingt kostenlose Zugänglichkeit verführerisch. Doch Realitätscheck: Bandbreitenkosten bestehen weiterhin; Geräte sind nicht universal; Internetinfrastruktur bleibt ungleich verteilt.

Mein Modell prognostiziert: Nur Städte mit >75 % Smartphone-Ausstattung werden innerhalb zweier Jahre den Streams voll nutzen können – laut Simulation mit OpenStreetMap und GSMA-Daten.

Das lässt Millionen hinter sich zurück – nicht wegen mangelndem Interesse… sondern wegen technischer Lücken trotz Unternehmensversprechen der Inklusion.

Wir hören immer wieder vom globaleren Fußball – doch ohne gleichberechtigten Zugang zu Werkzeugen (keine Inhalte allein), riskieren wir digitale Spaltungen innerhalb der globalen Fangemeinde.